2. Militärreform anhand von Waterloo

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  • A.Peter
    Neuer Benutzer
    Enfant de Troupe
    • 14.07.2014
    • 3

    2. Militärreform anhand von Waterloo

    Hallo Liebes Forum

    Ich studiere Geschichte an der Uni Bern und habe noch eine Seminararbeit zu schreiben. Das Thema lautet 'Inwiefern kann von einer 2. Militärreform gesprochen werden, anhand von Waterloo'. (Wird noch schöner ausformuliert)
    So wie ich das verstanden habe gibt es eine These, dass mit den napoleonischen Kriegen auch grundsätzliche militärische Veränderungen statt gefunden haben (oder eben nicht). Diese werde ich versuchen abzuwägen indem ich die Truppen auf dem Feld von Waterloo analysiere...
    Mein einziges Problem ist, dass ich nirgends Literatur über eine sogenannte '2. Militärreform' finde - somit fehlt mir die Basis eines jeglichen Vergleiches!

    Könnt Ihr mir da weiterhelfen? Kennt Ihr präzisere Begriffe, Schlagworte oder gar Autoren, welche sich mit der These oder diesem Thema beschäftigten?

    Bin über Hilfe sehr erfreut!

    Freundliche Grüsse

    Adrian
  • KDF10
    Erfahrener Benutzer
    Chef de Bataillon
    • 19.12.2010
    • 1278

    #2
    Zitat von A.Peter Beitrag anzeigen
    Hallo Liebes Forum

    Ich studiere Geschichte an der Uni Bern und habe noch eine Seminararbeit zu schreiben. Das Thema lautet 'Inwiefern kann von einer 2. Militärreform gesprochen werden, anhand von Waterloo'. (Wird noch schöner ausformuliert)
    So wie ich das verstanden habe gibt es eine These, dass mit den napoleonischen Kriegen auch grundsätzliche militärische Veränderungen statt gefunden haben (oder eben nicht). Diese werde ich versuchen abzuwägen indem ich die Truppen auf dem Feld von Waterloo analysiere...
    Mein einziges Problem ist, dass ich nirgends Literatur über eine sogenannte '2. Militärreform' finde - somit fehlt mir die Basis eines jeglichen Vergleiches!

    Könnt Ihr mir da weiterhelfen? Kennt Ihr präzisere Begriffe, Schlagworte oder gar Autoren, welche sich mit der These oder diesem Thema beschäftigten?

    Bin über Hilfe sehr erfreut!

    Freundliche Grüsse

    Adrian
    Hallo Adrian,

    du studierst in der Schweiz. Die Frage ist, bezieht sich die 2. Heeresreform auf die Schweizer Truppen oder ist das eher ein allgemeines Thema? In Deutschland gelten die Veränderungen in Preußen (Stichwörter: Scharnhorst - Krümpersystem) als Heeresreform. Wäre eventuell hilfreich, wenn du die Ausformulierungen etwas genauer beschreibst.

    Gruß

    Dieter

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    • Gunter
      Erfahrener Benutzer
      Chef de Bataillon
      • 01.10.2006
      • 1377

      #3
      Zitat von KDF10 Beitrag anzeigen
      In Deutschland gelten die Veränderungen in Preußen (Stichwörter: Scharnhorst - Krümpersystem) als Heeresreform.
      In Sachsen und etlichen anderen deutschen Staaten nicht. Man sollte die Preußenzentrierung in der deutschen Militärgeschichte endlich mal ad acta legen. Als ob es nichts anderes gegeben hätte.

      Grüße

      Gunter

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      • A.Peter
        Neuer Benutzer
        Enfant de Troupe
        • 14.07.2014
        • 3

        #4
        Hallo Dieter
        Danke für deine Antwort!

        Ich denke Scharnhorst- Krümper ist in die richtige Richtung! Ich lese mich mal da ein. Gibt es ähnliche Schlagwörter für die Engländer unter Wellington oder die Franzosen (ausser das levée en masse)?

        "Die Schweizer" selbst standen ja nicht als eigene Fraktion auf dem Schlachtfeld von Waterloo. Wenn, dann waren sie als Reisläufer unter fremder Flagge, was sie aber wiederum dem entsprechenden Regiment und dessen Ordnung/Reform unterstellt.

        Mit der Ausformulierung hapert es ja genau! Das ganze entstand in einem Gespräch. Der Professor ist momentan nicht zu erreichen, ich möchte aber bereits etwas vor arbeiten... deshalb konsultierte ich euer Forum...

        Mir schwebt irgend etwas im Kopf herum von wegen: Musketen forderte grössere Armeen (da mehr Opfer), grössere Armeen forderten grösseren Staat (grössere Staatskasse), grösserer Staat bedeutet Annexion von Gebiet (mehr Steuereinnahmen) und somit Krieg - um das ganz plakativ zu stellen. Wisst Ihr darüber etwas? Gibt es eine solche Theorie in der Forschung?

        Gruss

        Adrian

        Kommentar

        • A.Peter
          Neuer Benutzer
          Enfant de Troupe
          • 14.07.2014
          • 3

          #5
          Hallo Gunter

          Das ist ja spannend! Wie haben sich denn diese ("Bundes"-)Länder entwickelt?

          Gruss

          Adrian

          Kommentar

          • Gunter
            Erfahrener Benutzer
            Chef de Bataillon
            • 01.10.2006
            • 1377

            #6
            Hallo Adrian,
            bei deinem Thema muss man vorsichtig sein, denn etliche Dinge, die zuweilen als Innovationen der Epoche oder speziell Napoleons verkauft werden gab es es bereits vorher. Wenn man nach wesentlichen Umbrüchen sucht, die Bewaffnung war es schon mal nicht, denn da wurde nichts grundsätzlich Neues erfunden bzw. eingeführt. Die militärische Zäsur ist sicher im Übergang vom reinen stehenden Heer zur (Wehrpflicht-)Massenarmee vollzogen, wobei es immer auch Mischformen gab. Für manche Staaten galt das so nicht. In Russland waren die Soldaten mit ihrer 25jährigen Dienstpflicht praktisch Staatssklaven, auch wenn sie später frei waren, während Großbritannien ein Söldnerheer nach altem Muster unterhielt, das zusätzlich auch Ersatz aus Milizen erhalten konnte.

            Die nichtpreußischen deutschen Staaten entwickelten bis zur Vereinnahmung durch Preußen 1866/1871 entweder eigene militärische Lösungen oder sie folgten mal der einen mal der anderen Großmacht. Z.B. gab es in Sachsen ab 1810 auch eine Militärreform, die freilich nicht so weit ging wie die preußische, weil sie nicht in eine allgemeine Staatsreform eingebetet war.

            Grüße

            Gunter

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            • muheijo
              Erfahrener Benutzer
              Capitaine
              • 01.10.2006
              • 553

              #7
              Wære denn nicht Leipzig statt Waterloo die bessere Wahl? Da hast du eine breitere Auswahl an versch. Militærtaktiken/Reglements, da sich ja eine Unzahl an Lændern dort beteiligten.

              Oder du kønntest Preussen im Vergleich Jena/Auerstedt zu Leipzig analysieren...

              Ich weiss nicht, ob ausgerechnet Waterloo die beste Wahl ist.

              Wie auch immer, ich denke du solltest ein Augenmerk auf die Entwicklung und Einsatz der Artillerie haben.

              Gruss, muheijo

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              • KDF10
                Erfahrener Benutzer
                Chef de Bataillon
                • 19.12.2010
                • 1278

                #8
                Zitat von A.Peter Beitrag anzeigen
                Hallo Dieter
                Danke für deine Antwort!

                Ich denke Scharnhorst- Krümper ist in die richtige Richtung! Ich lese mich mal da ein. Gibt es ähnliche Schlagwörter für die Engländer unter Wellington oder die Franzosen (ausser das levée en masse)?

                Gruss

                Adrian
                Hallo Adrian,

                die Preußen hatten ihre Landwehr, und die Franzosen ihre Nationalgarde. Eigentlich sollte die nur Frankreich schützen, aber 1813 kämpften viele in Deutschland.

                Gruß

                Dieter

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                • Harper
                  Erfahrener Benutzer
                  Sergent-Major
                  • 12.07.2012
                  • 180

                  #9
                  Hallo Adrian !

                  Wahrscheinlich sagt Dir John Keegan schon etwas. Er war Dozent an der Königlichen Militärakademie in Sandhurst, wobei er sich sehr intensiv mit der Schlacht von Waterloo und den beteiligten Truppengattungen beschäftigt hat. In seinem Buch "Das Antlitz des Krieges" ist der Schlacht am 18.06.1815 ein ausführliches Kapitel gewidmet, in dem er auch Schlussfolgerungen für die Militärtaktik nach Waterloo zieht. Sehr gut auch sein insoweit weiterführendes Literaturverzeichnis.

                  Grüße, Harper

                  Kommentar

                  • HKDW
                    Erfahrener Benutzer
                    Colonel
                    • 02.10.2006
                    • 2962

                    #10
                    So wie ich das verstanden habe gibt es eine These, dass mit den napoleonischen Kriegen auch grundsätzliche militärische Veränderungen statt gefunden haben (oder eben nicht). Diese werde ich versuchen abzuwägen indem ich die Truppen auf dem Feld von Waterloo analysiere...
                    Wenn du dich nur auf die Analyse der Truppen von Waterloo und wie dort gekämpft wurde - verlassen willst, wirst du das Thema weit verfehlen, da z.b. die Österreicher und Russen, zwei wichtige Mächte nicht mitkämpften.

                    Als Einstiegsliteratur empfehle ich :


                    Renard : Betrachtungen über die Taktik der Infanterie - Brüssel und Leipzig 1858

                    der auf solche Veränderungen eingeht.

                    Sowie jede Literatur nach 1815 bezüglich Kampfweise von Infanterie, Kavallerie und Artillerie, da gibt es massenweise gute Bücher, auch im Spectateur Militaire nachsehen etc.

                    Kommentar

                    • KDF10
                      Erfahrener Benutzer
                      Chef de Bataillon
                      • 19.12.2010
                      • 1278

                      #11
                      Zitat von A.Peter Beitrag anzeigen
                      Mir schwebt irgend etwas im Kopf herum von wegen: Musketen forderte grössere Armeen (da mehr Opfer), grössere Armeen forderten grösseren Staat (grössere Staatskasse), grösserer Staat bedeutet Annexion von Gebiet (mehr Steuereinnahmen) und somit Krieg - um das ganz plakativ zu stellen. Wisst Ihr darüber etwas? Gibt es eine solche Theorie in der Forschung?

                      Gruss

                      Adrian
                      Meine persönliche Meinung ist, dass es diese Theorie sicher gibt. Eine Quelle kann ich dir leider nicht nennen. Dein Denkansatz ist jedenfalls richtig, aber vergiß die Musketen. Cäsar hatte keine und Alexander der Große auch nicht. Aber, Annexion bedeutete mehr Einnahmen, mehr Menschen, aus denen man Soldaten rekrutieren konnte. Damit konnte man weitere Annexionen durchführen. Kriege gingen immer von größeren Staatsgebilden aus. Hat Luxemburg mal einen Krieg angezettelt oder Andorra?

                      Du solltest deinen Prof wirklich fragen, ob sich die zweite Heeresreform nur auf die Schweiz bezieht oder allgemein gemeint ist. Schweizer Soldaten waren in ganz Europa begehrt. Das brachte ihr Vaterland in ganz erhebliche Probleme. Man konnte überhaupt nicht so viele Soldaten verpflichten, wie man brauchte. Deshalb ging man in einigen Kantonen dazu über, Straftäter zum Dienst in den Regimentern zu verurteilen. Zum Beispiel sah die Militärkapitulation zwischen Frankreich und der Schweiz, zur Zeit Napoleons, vor, dass die Schweiz 16.000 Mann stellen musste. Vier Regimenter a 4.000 Mann. Das konnte die Schweiz aber nicht. Anfang 1812 wurde das geändert. Die Stärke der Regimenter, die zu stellen waren, wurde in Friedenszeiten auf 2.000 Mann und im Kriegsfall auf 3.000 Mann reduziert. Ob das in den Augen deines Profs eine Heeresreform ist, kann ich nicht beurteilen. Am Russlandfeldzug 1812 nahmen jedenfalls weniger als 8.000 Schweizer teil. Die Militärkapitulation von Januar/Februar 1812 sah im Friedensfall ja nur 2.000 Mann pro Regiment vor. Die Aushebung von 3.000 Mann pro Regiment wäre diplomatisch eine Kriegserklärung gegen Russland gewesen.

                      Deine Uni hat sicherlich die Bücher des Schweizer Historikers Albert Maag. Der hat sich im 19. Jahrhundert intensiv mit den Soldaten aus der Schweiz befasst.

                      Gruß

                      Dieter

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                      • HKDW
                        Erfahrener Benutzer
                        Colonel
                        • 02.10.2006
                        • 2962

                        #12
                        Der Dankansatz dass Musketen einen größeren Staat fordern ist zu einfach und falsch. Größere Armeen wurden durch die veränderte Kriegsweise nötig, eben kein Kabinettskrieg mehr wie im 7JK sondern schon fast ein totaler Krieg.

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