Wie streng aber der Marschall Bernadotte- indem er stets für die Truppen sorgte, auf Mannszucht und Disciplin hielt und wie streng er jede Uebertretung derselben bestrafte, bewies er an einem Officier des gewöhnlich in Leipzig garnisonirenden Regimentes, welches im Jahre 1810 bei der neuen Organisation der Armee mit aufgelöst wurde. Dieser Officier war mit ohngefähr 60 Mann nach Wels commandirt, hatte sich da mit seinen Leuten betrunken und in diesem Zustande so bedeutende Excesse begangen, daß sie durch die Bürgergarde von Wels entwaffnet und als Arrestanten in das Lager gebracht wurden. Der Marschall ließ sofort Kriegsrecht über sie halten und cassirte diesen Officier, nachdem dessen Strafbarkeit erwiesen war. Die Mannschaft wurde mit einigen Tagen Arreft beftraft.
Konnte Bernadotte einfach so einen sächsischen Offizier kassieren, ohne vorher den sächsischen König fragen zu müssen ? Oder hatten die anwesenden sächsischen Generale eine solche Befugnis, ohne vorherige Nachfrage beim König ? Oder ist die Geschichte eine bloße Lagerfeuergeschichte ? Kummer war zu dem Zeitpunkt ja nur einfacher Artillerie-Korporal ohne Zugang zu Offizierskreisen.
Kummers Memoiren sind lesenswert, neben vielem anderen:
Seite 25 f. eine schöne Anekdote zur Rede Napoleons an die sächsischen Offiziere und Unteroffiziere am 9. Oktober 1813.
Seite 31 ff. der Übergang der Sachsen am 18. Oktober 1813 bei Leipzig.
Seite 61. f, wie man Bataillons-Adjutant wird.
Interessant die Beschreibung des lang anhaltenden schwelenden Konflikts der sächsichen Offiziere mit General Thielemann wegen der Zukunft Sachsens. Zur Revolte der Sachsen in Lüttich konnte Kummer leider keine eigene Darstellung bringen, weil sein Regiment nicht involviert war.
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